Es regnet im Urlaub, was tun? Auf ins Museum!
Emma und Hannah besuchen das Spitzen- und Modemuseum in Calais.
Das Museum befindet sich in der ehemaligen Boulart-Fabrik. Dies ist eine um Jahr 1870 gebaute "kollektive" Spitzenfabrik.
Deren Räume wurden an unterschiedliche (konkurriende) Spitzenhersteller vermietet.
Alle Mieter wurden mit Maschinenantrieb (über eine Dampfmaschine im Hof), Beleuchtung und Heizung versorgt.
Jeder Spitzenhersteller belegte Werkstätten über mehrere Ebenen, die den Phasen der Vorbereitung
(Musterentwicklung im Erdgeschoß), Herstellung (Webstühle in der 1. und 2. Etage) und Endverarbeitung (3. Stock) entsprachen.
Die Zugänge zu den einzelnen Firmen erfolgten von außen über die Gänge.
So konnten die ArbeiterInnen die Werkstätten erreichen ohne die der benachbarten Konkurrenten zu passieren
und deren Herstellungsgeheimnisse auszuspionieren.
Die großen Fenster zeigen, wie wichtig das Licht für die Arbeit war.
Im heutigen Museum sind die alten Fenster mit farbigen Glas ausgekleidet.
Die Wellenform der Museumsfassade soll an das Meer zwischen Frankreich und England erinnern.
Denn die ersten Tüllproduktionsstätten in Calais wurden 1816 von englischen Spitzenherstellern gegründet.
Englische Tüllmechaniker, Ingenieure und Fabrikanten wanderten auf den Kontinent aus.
Sie hatten Webmaschinen (Heathcoat Bobinet-Maschinen) und gesponne Baumwolle
nach Calais geschmuggelt.
ca.1835 begann das industrielle Zeitalter der mechanischen Spitenzherstellung .
Die Tüllwebstühle wurden mit Hilfe von Lochkarten in Spitzenwebmaschinen
(Leaver-Web-Maschinen) umgewandelt und mit Dampfmaschinen betrieben .
Spitze tauchte erstmals in der ersten Hälfte des 16 Jahrhunderts (Renaissance) auf.
In der Zeit wurden die Hemden aus weißem Leinen (Symbol der Sauberkeit) sichtbar getragen, insbesondere am Hals und an den Handgelenken.
Und mit Spitze wollte man dem Leinen eine elegante Note verleihen.
Die Spitze wurde in aufwändiger Handarbeit entweder mit Nadeln erstellt (Nadelspitze in Italien) oder mit Garn-Spulen (Klöppelspitze in Flandern).
Bis ins 19. Jahrhundert schmückte die Spitze die Kleidung des europäischen Adels.
Klöppeln ist eine Technik, bei der Fäden in einem systematischen Wechsel miteinander verwoben werden.
Die Fäden sind auf Spulen (Klöppeln) gewickelt. Die einfachste Klöppelspitze wird mit 4 Klöppeln hergestellt.
Kompliziertere Muster werden erstellt, in dem das Muster auf eine feste Unterlage vorgezeichnet wird, dem Klöppelbrief.
Auf diesem Muster werden mit Stecknadeln Fäden befestigt, die paarweise miteineinander verkreuzt, verdreht, verwebt bzw. verflochten werden. Quelle
Besonders kostbare und breite Klöppelspitzen können mit über 1000 Klöppeln geschaffen werden,
eine Spitzenmacherin schafft von diesen Spitzen nicht mehr als 25 mm am Tag. Quelle
Auch das Muster der Nadelspitze wird auf einem Trägermaterial (z.B. Karton) vorgezeichnet und vorgestochen.
Dann wird aus Fäden ein Grundgitter gebildet und das Muster ausgestickt.
Eine berühmte Nadelspitze ist die Point de Venise. Quelle
Cité de la Dentelle et de la Mode I - Handgefertigte Spitze
Cité de la Dentelle et de la Mode II - Industrialisierung
Cité de la Dentelle et de la Mode III - Maschinelle Spitzenherstellung